Wieviel persönliche Freiheit brauchst du in der Beziehung? Brauchst du viel Nähe und Zweisamkeit? Oder brauchst du Abstand von deinem Partner, um ihm wieder begegnen zu können?

Tatsächlich ist es sehr individuell, wie viel Nähe eine Partnerschaft erträgt, doch dieses Thema sollte geklärt sein.

Ein Paar mit unterscheideichen Vorstellungen von gemeinsamer Zeit gerät schnell aus dem Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht ist durch die danach einsetzende Psychodynamik kaum mehr herzustellen, denn der Partner, der sich mehr Nähe wünscht, treibt den autonomeren Partner in die Flucht.

Angenommen Peter und Anne sind ein Paar, und Peter stellt sich eine perfekte Partnerschaft so vor, dass jeder seine eigenen Hobbys pflegt, auch mal alleine ausgeht, und viel Zeit für sich alleine zur Verfügung hat. Diese autonome Zeit braucht er um Energie zu tanken, und um sich danach wieder auf die gemeinsame Zeit mit Anne freuen zu können.

Anne stellt sich eine perfekte Partnerschaft mit möglichst viel gemeinsamen Freunden und Aktivitäten vor, mit langen und tiefen Gesprächen und körperlicher Nähe. Schon nach kurzer Zeit der Distanz hat sie Sehnsucht nach Peter, und ruft ihn deshalb häufig an.

In der Verliebtheit scheint noch alles harmonisch, doch mit der Zeit wird es Peter zu eng. Er sucht nun häufiger Gründe, um Zeit für sich alleine zu gewinnen. Anne fühlt sich dadurch zurückgewiesen, und verstärkt ihre Bemühung, die gewünschte Nähe herzustellen. Sie fordert mehr Zeit, begleitet Peter zu sämtlichen Anlässen, und schreibt häufig Nachrichten, die Peter immer länger nicht beantwortet. Außerdem (er)findet er neue Gründe, warum er keine Zeit mit Anne verbringen kann.

Schon jetzt ist absehbar, dass sich die Dynamik nicht mehr aufhalten lässt.

Je mehr Anne sich in ihrer Verlustangst annähert, und auf Nähe besteht, desto mehr fühlt sich Peter eingeengt, und distanziert sich mit seiner Bindungsangst.

Peter fühlt sich kontrolliert und gefangen, während Anne sich ungeliebt und verstoßen fühlt. Die Gespräche drehen sich im Kreis, weil keiner die Beweggründe des anderen nachvollziehen kann.

Tatsächlich sind zwei Drittel der Männer Freiheitliebend, währen zwei Drittel der Frauen die Nähe suchen. Dies ist meist der Prägung aus dem Elternhaus geschuldet. Zum Beispiel könnte Peter eine grenzüberschreitende und einehmende Mutter gehabt haben, während Annes Eltern kaum Zeit für sie hatten, und eher gefühlskalt waren. Peter hasst das Gefühl der Ohnmacht, dass er als Kind fühlen musste, und will das unbewusst nie mehr zulassen. Anne hat dagegen Strategien entwickelt, um durch Anpassung und anbiedern die Aufmerksamkeit der Eltern zu erhalten und führt diese Strategie unbewusst fort.

Der Freiheitliebende Partner hat nun die Macht über die Beziehung, denn in dem Maße wie er sich zurückzieht, potenziert sich die Spannung in der Beziehung.

Wenn nun Peter das Spiel durchschauen könnte, könnte er durch bewusstes Zulassen von mehr Nähe die Dynamik verlangsamen bzw. anhalten. Mit der Erkenntnis, dass Anne nicht seine Mutter ist, könnte er seine Angst vor zu enger Verbindung loslassen, und so auch die Verlustangst von Anne regulieren. Die Dynamik kehrt sich um. Leider hört sich das nur in der Theorie leicht an. Nähe-Distanz Themen machen vielen Paaren das Leben schwer

Also redet bitte von Anfang an miteinander, was ihr unter Freiheit versteht, und was es in euch auslöst. So könnt ihr diese Dynamik von Anfang an regulieren, und Regeln über eure persönliche Freiheit aufstellen, mit denen ihr beide gut leben könnt.

Mach dir deine Beziehung schön,

Dein Uwe