Warum Bindungsangst so schwer zu erkennen ist!

5
(7)
Bindungsangst erkennen und erfüllte Beziehungen erschaffen

Wenn du flüchtest, ohne zu rennen!

Bindungsangst erkennen! Bindungsangst ist ein Begriff, den man so oft hört und doch nicht mit sich selbst in Verbindung bringt. Denn das Paradoxe an Bindungsangst ist, dass sie sich oft gar nicht wie Angst anfühlt. Stattdessen zeigt sie sich in versteckten Verhaltensweisen, die uns wie Schutzmechanismen vorkommen, dabei sind sie in Wirklichkeit Barrieren, die Nähe verhindern.

Vielleicht erkennst du dich in einigen dieser Situationen wieder:

Du bist ganz frisch in einer Beziehung und alles scheint in Ordnung zu sein, doch schon bald regt sich in dir das Gefühl, dass du mehr Freiheit brauchst. Es fühlt sich an, als würdest du ersticken. Die ständigen Nachrichten deines Partners, die dir vorher vielleicht Sicherheit gegeben haben, fangen an, dich zu nerven. Oder du hast das Bedürfnis Dinge zu tun, die dich unabhängiger machen, z.B. mehr Zeit mit Freunden, neue Hobbys – etwas, das dich wegführt.

Vielleicht ist auch anfangs alles wunderbar, alles passt und es herrscht Harmonie in allen Lebensbereichen. Nach einiger Zeit regt sich in dir eine subtile Unzufriedenheit – irgendwie hast du dich selbst in dieser Beziehung verloren, und du kommst dir fremdbestimmt vor. Unterschwellig wächst der Frust auf deinen Partner, der jedoch kein Ventil findet, weil dir Streit oder eine offene Konfrontation zu viel Angst machen. Irgendwann merkst du, dass du dich nur noch frei und leicht fühlst, wenn du ganz alleine bist.

Kommt dir eine der Geschichten bekannt vor? Obwohl du nicht sicher benennen kannst, was dich stört, gibt es eine innere Unruhe die dich dazu drängt, Distanz zu schaffen.

Bindungsangst fühlt sich oft nicht wie Angst an

Anders als bei typischen Ängsten, die unser Herz schneller schlagen lassen und wir nur noch flach Atmen, ist Bindungsangst subtiler. Sie fühlt sich nicht wie die panische Angst vor einer Gefahr an, sondern wie ein Bedürfnis nach mehr Freiraum, als ob du dich selbst wiederfinden musst. Aber hinter dieser Fassade steckt oft die tiefe Angst– sich selbst, die Kontrolle oder die eigene Unabhängigkeit, in der Nähe zu verlieren. Und genau deshalb ist sie so schwer zu erkennen.

Vielleicht sagst du dir: „Ich brauche nur mehr Zeit für mich.“ Oder: „Wir haben einfach nicht die richtige Chemie.“ Doch tief in dir drin hat sich eine Schutzstrategie eingeschlichen, die dir sagt, dass du auf Distanz bleiben sollst, um dich vor Verletzungen zu bewahren. Selbst wenn du scheinbar Nähe einforderst, wirken tief in dir Kräfte, die das sprichwörtliche „in Beziehung gehen“, vermeiden.

Die versteckten Strategien der Bindungsangst

Bindungsangst versteckt sich in vielen alltäglichen Verhaltensweisen. Hier sind einige, die dir vielleicht vertraut vorkommen:

Idealisierung von Freiheit

Du hast das Gefühl, dass Nähe dich einschränkt und dass wahre Erfüllung nur in völliger Unabhängigkeit liegt. Du sagst dir selbst, dass du in einer Beziehung immer noch deine „Freiheit“ brauchst. Doch oft ist das ein Weg, dich emotional nicht vollständig einzulassen.

Hohe Ansprüche

Du hast eine Liste von Kriterien, die dein Partner erfüllen muss, und sobald etwas nicht passt, zweifelst du an der Beziehung. Doch diese Ansprüche sind oft eine Ausrede, um die Distanz zu wahren und dich nicht emotional zu öffnen.

Rückzug in Krisensituationen

Statt über deine Gefühle zu sprechen, ziehst du dich zurück, wenn es schwierig wird. Du vermeidest tiefe Gespräche oder Konflikte, weil du befürchtest, verletzt oder abgelehnt zu werden.

Das „perfekte Timing“ abwarten

Du redest dir ein, dass jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt für eine ernste Beziehung ist. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt? Oft ist das eine Schutzstrategie, um dich vor der Unsicherheit zu bewahren, die mit emotionaler Nähe einhergeht.

Dich nicht zeigen

Weil du dich selbst nicht so liebst wie du bist, spielst du die Rolle des perfekten Partners. Du passt dich an, stehst nicht für dich ein und spielst heile Welt. Damit kreierst du eine subtile Distanz in scheinbarer Nähe, weil echte Intimität dir zu viel Angst macht.

Partner, die nicht erreichbar sind

Du verliebst dich in Menschen, die gebunden sind, weit weg wohnen, oder aus anderen Gründen keine Zeit für dich haben. Das bewahrt dich vor zu viel Nähe und den vermeintlichen Schmerz den diese mit sich bringt.

Warum wir diese Strategien nutzen

Bindungsangst entsteht oft aus frühen Beziehungserfahrungen – vielleicht aus der Kindheit oder aus vergangenen Partnerschaften. Wenn du gelernt hast, dass Nähe schmerzhaft sein kann oder dass du verlassen wirst, sobald du dich öffnest, entwickelt sich in dir der Drang, dich zu schützen. Aber statt die Angst vor Nähe oder Verlust direkt zu fühlen, umgehst du diese Ängste weiträumig mit diesen Strategien.

Dein Unterbewusstsein entwickelt diese Schutzmechanismen, um dich davor zu bewahren, dich emotional verletzlich zu machen. Denn Verletzlichkeit bedeutet sich jemandem hinzugeben, ohne zu wissen, wie der andere reagiert. Und das kann unglaublich beängstigend sein.

Bindungsangst erkennen, und den ersten Schritt zur Heilung machen

Der erste Schritt, um Bindungsangst zu überwinden, ist, sie zu erkennen – und das ist oft der schwierigste Teil. Es erfordert Ehrlichkeit gegenüber dir selbst. Frage dich: Fühlst du dich wirklich frei, oder läufst du vor etwas weg? Ist deine Sehnsucht nach Unabhängigkeit echt, oder schützt sie dich nur davor, verletzt zu werden?

Wenn du erst einmal beginnst, deine Verhaltensmuster zu durchschauen, kannst du anfangen, dich langsam zu öffnen. Kommunikation mit deinem Partner ist hier entscheidend. Sprich offen über deine Ängste, ohne dich dafür zu schämen. Nähe bedeutet nicht, dass du deine Freiheit aufgeben musst – es bedeutet, dass du den Mut findest, dich emotional zu zeigen, so wie du bist, und zu vertrauen, dass du nicht verletzt wirst.

Fazit

Bindungsangst zu erkennen, ist ein Prozess, der Mut erfordert. Sie fühlt sich oft nicht wie Angst an, sondern tarnt sich als ein Bedürfnis nach mehr Freiheit oder als der Versuch, „den richtigen Partner“ zu finden. Doch in Wahrheit ist es die Angst, dich emotional verletzlich zu machen, die dich davon abhält, echte Nähe zuzulassen. Indem du deine Muster verstehst und dich Schritt für Schritt öffnest, kannst du den Weg in eine erfüllende Beziehung finden. EineBeziehung, in der du dich nicht schützen musst, sondern in der du dich sicher fühlst, genau so wie du bist.

in Facebook teilen
auf LinkedIn teilen
per WhatsApp teilen

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 7

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag nützlich fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Bettina Thormann

    Ich habe mich in Ihrem Beitrag wiedergefunden. Ich würde mich gerne zukünftig auf verbindliche Beziehungen einlassen. Ob in der Partnerschaft oder mit anderen Menschen.
    Es ist bei mir der Schmerz den ich aus meiner Kindheit kenne; für Liebe muss ich arbeiten, Liebe war nicht einfach da. Das sehr häufig geschlagen werden von meinen Eltern und von meiner älteren Schwester. Wie komme ich da raus. Ich bin nicht in der Lage eine vernünftige Beziehung zu leben.

    1. Uwe Krämer

      Liebe Bettina,
      genau diese Glaubenssätze machen dich blind für Menschen, die es gut mit dir meinen. Einem Menschen, der dir Liebe ohne Bedingung zukommen lässt, wirst du momentan eher misstrauisch entgegenstehen. Das liegt daran, dass bedingungslose Liebe weder etwas mit deinem Selbstbild, noch mit deiner Erfahrung zu tun hat.
      Doch es gibt wunderbare Wege, dein Selbstbild, als auch deine Wahrnehmung zu korrigieren.

      Herzliche Grüße, Uwe

Schreibe einen Kommentar