Echte Liebe statt Projektion und Erwartung.
Loslassen ist leichter als Festhalten!
Sicher hast du das schon oft gehört doch was bedeutet loslassen eigentlich? Stell dir vor, du hältst einen Koffer in den Händen, prall gefüllt mit all den Erwartungen und Geschichten, die du dir über deinen Partner erzählst. Er sollte liebevoller sein, aufmerksamer, stärker, vielleicht auch unabhängiger oder empathischer. Doch dieser Koffer wird immer schwerer, je länger du ihn trägst.
In Beziehungen, besonders wenn Bindungsangst im Spiel ist, kann dieser Koffer zu einer echten Last werden – für dich und deinen Partner. In diesem Artikel geht es darum, warum es so wichtig ist, die Vorstellungen loszulassen, wie dein Partner sein sollte und stattdessen die Person zu lieben, die sie wirklich ist.
Wenn wir uns über unseren Partner aufregen, hat das selten etwas mit dem zu tun, wie dieser ist, sondern mit dem Delta zwischen deiner Story „wie dein Partner sein sollte“ und der Realität „wie dein Partner tatsächlich ist“. Je größer dieses Delta ist, umso größer wird der Frust in dir sein, wenn er anders ist als du es für richtig oder normal hältst.
Ich habe in meinen Coachings die Erfahrung gemacht, dass „Loslassen“ immer wieder falsch gedeutet wird. Weiter unten gehe ich im Einzelnen darauf ein, was dies tatsächlich bedeutet.
Beispiele aus dem Leben
Maria ist mit Paul zusammen, einem liebevollen, aber eher introvertierten Mann. Sie wünscht sich oft, dass Paul mehr Initiative zeigt und sie öfter mit romantischen Gesten überrascht. Ihre Erwartungen und der ständige Vergleich mit anderen Paaren führen dazu, dass sie unzufrieden und enttäuscht ist.
Paul spürt den Druck und zieht sich noch mehr zurück, was Marias Unsicherheit und Bindungsangst verstärkt. Maria braucht einen Partner, der an ihrer Seite glänzt, um allen zu zeigen, dass sie das perfekte Paar sind. Etwas, das zum einen seiner Extraversion entgegensteht und zum anderen den hoffnungslosen Zweck verfolgt, ihren schwachen Selbstwert durch Bewunderung im Außen aufzufüllen.
Tom ist mit Anna zusammen, die sehr unabhängig und karriereorientiert ist. Er liebt sie, wünscht sich aber, dass sie mehr Zeit miteinander verbringen. Seine Erwartungen, wie eine perfekte Beziehung aussehen sollte, führen zu häufigen Konflikten und verletzen Annas Freiheitsdrang.
Toms Verlustsangst macht ihn zusätzlich empfindlich gegenüber jeder Form von Distanz, was die Situation weiter verschärft. Je mehr Tom auf Zweisamkeit drängt, desto mehr zieht sich Anna in ihre Arbeit zurück. Beide glauben, dass sowohl mit ihnen selbst etwas nicht stimmt als auch dass alles besser wäre, wenn sich doch nur der Partner anders verhalten würde.
Warum wir Geschichten erschaffen und daran festhalten
Unsere Geschichten und Erwartungen über unseren Partner entstehen oft aus tief verwurzelten Ängsten und Unsicherheiten. Bindungsängstliche Menschen haben das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle in der Beziehung. Diese Erwartungen dienen als eine Art Schutzmechanismus, um sich vor möglichen Verletzungen zu bewahren. Doch ironischerweise führen sie oft genau zu dem, was sie verhindern sollen: Distanz und Konflikte.
Die Story, die wir in uns tragen „wie ein Partner sein muss, damit er richtig ist“, ist selten das, was wir wirklich brauchen oder mit dem wir umgehen könnten. Tatsächlich haben wir meist den perfekten Lehrer an unserer Seite. Unbewusst wissen wir das auch, denn seine Eigenschaften haben dazu beigetragen, dass wir uns in ihn verliebt haben.
Das, was wir heute im Partner ablehnen, haben wir meist beim Kennenlernen bewundert, weil wir uns wünschten auch so sein zu können. Allerdings können wir nicht so sein, weil wir genau diese Eigenschaften in uns selbst ablehnen, demnach erscheint der Partner nach der Verliebtheitsphase fremd und falsch.
Der Gedanke, dass der Partner so sein sollte wie wir oder er zumindest unsere unbewussten Muster unterstützen sollte, reift zu unserer Story des perfekten Partners heran. Doch immer, wenn wir glauben, dass jemand anders sein sollte, liegen wir falsch. Wir streiten mit der Realität und die gewinnt immer.
Wie du deine Geschichte loslassen kannst
1, Reflektiere und Erkenne, dass deine Erwartungen und Geschichten aus deinen eigenen Ängsten und Unsicherheiten entstehen. Nimm dir Zeit, über deine Vorstellungen nachzudenken und zu hinterfragen, warum sie dir so wichtig sind.
Beispiel: Maria beginnt ein Tagebuch zu führen, in dem sie ihre Erwartungen an Paul aufschreibt und reflektiert, woher diese kommen. Sie erkennt, dass viele ihrer Erwartungen aus ihrer Angst vor Ablehnung und Einsamkeit resultieren. Maria erkennt außerdem, dass ihre Strategien genau das Gegenteil ihrer Absichten bewirken.
2. Teile deine Gefühle und Ängste mit deinem Partner, ohne ihn zu beschuldigen oder zu kritisieren. Offene Gespräche können helfen, Missverständnisse zu klären und ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln. Je ehrlicher ihr beide damit umgeht, umso klarer werden die wahren Intentionen, die jeweils hinter dem Verhalten stecken.
Beispiel: Tom spricht mit Anna darüber, wie seine Verlustangst ihn dazu bringt, mehr Zeit mit ihr zu verlangen. Anna erklärt ihm, dass ihre Unabhängigkeit ein Teil ihrer Persönlichkeit ist und dass sie ihn dennoch liebt. Gemeinsam suchen sie nach Kompromissen, die beiden gerecht werden.
3. Lenke deine Aufmerksamkeit auf die positiven Eigenschaften deines Partners und die schönen Momente, die ihr gemeinsam habt. Anstatt zu wünschen, dass dein Partner anders ist, lerne die Person zu schätzen, die sie wirklich ist. Erinnere dich auch daran, was du anfangs an ihm bewundert hast und wie du selbst daran wachsen kannst.
Beispiel: Maria beginnt sich bewusst auf die Dinge zu konzentrieren, die sie an Paul liebt – seine Fürsorglichkeit, seine Ruhe und sein Humor. Sie schreibt täglich drei positive Dinge über Paul in ihr Tagebuch, um ihren Fokus zu verändern. Sie nimmt auch jene Anteile in sich selbst wahr, die sie an ihm ablehnt. Durch die Annahme, und das loslassen ihrer Erwartung verlieren sie ihre Schlagkraft.
4. Arbeite daran deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen und zu erfüllen anstatt sie vollständig auf deinen Partner zu projizieren. Selbstfürsorge und eigene Hobbys helfen dabei, deine Unsicherheiten zu mindern und deine Bindungsangst zu verringern.
Beispiel: Tom nimmt ein altes Hobby wieder auf und beginnt regelmäßig zu joggen. Diese Zeit für sich selbst hilft ihm, seine Ängste besser zu bewältigen, zu sich selbst zurückzufinden und nicht alle Erwartungen auf Anna zu projizieren.
Beispiel: Maria und Paul entscheiden sich gemeinsam eine Paartherapie zu machen. Der Therapeut hilft ihnen ihre Kommunikationsmuster zu verbessern und Marias Erwartungen realistischer zu gestalten. Sie lernen, dass es viel leichter ist, eine erfüllte Beziehung zu führen, als an den gewohnten Strategien festzuhalten.
Fazit
Loslassen bedeutet nicht deinen Partner aufzugeben oder wegzuschieben, sondern die Geschichten und Erwartungen loszulassen, die du dir und anderen über ihn erzählst. Diese Story entsteht aus Ängsten und Unsicherheiten und belastet eure Beziehung unnötig. Indem du lernst deine eigenen Überzeugungen zu hinterfragen, offen zu kommunizieren und dich auf das Positive zu konzentrieren, kannst du eine tiefere und authentischere Verbindung zu deinem Partner aufbauen.
Denke daran, dass echte Liebe bedingungslos ist. Akzeptiere die Person, die dein Partner wirklich ist, und nicht ein Phantom, von dem du glaubst, dass es dir guttun würde. Wie könntest du auch davor Respekt haben? Loslassen ist leichter als festhalten, und bedeutet deinen Partner aus deinem Koffer voller Erwartungen freizulassen. Und natürlich steht dir diese Freiheit ebenfalls zu.
Mach dir dein Leben schön
Dein Uwe
Themenstruktur "Beziehung retten"
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