Dein Partner als Spiegel deiner Seele.
Unser Lebensgefährte ist häufig der Mensch in unserem Leben, der uns am meisten herausfordert und unsere tiefsten Emotionen hervorruft. Witzigerweise regen wir uns meistens genau über die Eigenschaften auf, die uns beim Kennenlernen besonders gereizt haben. Unbewusst finden wir Menschen anziehend, die scheinbar Werte leben, die wir uns nie erlaubt, oder getraut haben. Aber warum regen uns diese Verhaltensweisen später so sehr auf? Die anfängliche Bewunderung schlägt nach einiger Zeit in Verachtung um, schließlich haben wir gute Gründe erfunden, warum wir diese Anteile in uns ablehnen.
Doch unser Partner führt uns unsere eigene Unvollkommenheit ständig wie ein Spiegel vor. Statt dieser Anteile, lehnen wir nun unseren Partner ab weil der viel leichter zu greifen ist, als unser eigener Schatten.
In diesem Artikel werde ich die spannende Dynamik zwischen Schattenanteilen und Projektion erkunden, und Wege aufzeigen, wie wir damit gut umgehen können.
Projektion – wenn der Partner unser Spiegel wird
Projektion ist ein psychologischer Mechanismus, bei dem wir Eigenschaften, die wir an uns selbst ablehnen oder nicht wahrhaben wollen, auf andere übertragen. In einer engen Beziehung, wie der zu unserem Lebensgefährten, wird dieser Mechanismus besonders sichtbar. Was uns am Partner am meisten aufregt, sagt viel mehr über uns selbst aus, als über unseren Partner.
Leider ist das nicht ganz leicht zu erkennen, und schon gleich gar nicht leicht einzugestehen, denn der Spiegel zeigt nicht 1:1 was wir in den Schatten verbannt haben. Es bedarf meist etwas Übersetzungsarbeit.
Beispiele für Projektion in der Beziehung
Klara ärgert sich ständig darüber, dass Jonas so unsicher und zögerlich ist. Sie wünscht sich, dass er mehr Selbstvertrauen hat und mutigere Entscheidungen trifft. Doch tief in ihrem Inneren misstraut Klara ihrer eigenen Intuition, was sie jedoch nicht anerkennen will. Jonas‘ Verhalten spiegelt nur ihre eigenen Ängste wider.
Martin regt sich darüber auf, dass Laura so ordentlich und kontrolliert ist. Er empfindet ihre Perfektion als erstickend und übertrieben. Doch Martins eigene Angst vor Chaos und Unordnung, die er sich selbst nicht eingesteht, wird durch Lauras Verhalten verstärkt.
Wie kommt es, dass wir Anteile ablehnen und in den Schatten drängen?
Als Kind standen uns alle Verhaltensweisen und Eigenschaften wie ein bunter Blumenstrauß zur Verfügung.
Wir konnten laut oder leise sein, angepasst oder fordernd, mutig oder ängstlich, fleißig oder faul, zurückhaltend oder rebellisch, wütend oder friedlich, höflich oder schroff, gesellig oder zurückgezogen, kommunikativ oder still usw. Wir konnten sogar das alles auf einmal sein.
Von unseren Eltern und später vom sozialen Umfeld bekamen wir dann gespiegelt, was alles unangebracht ist, was schlimme Konsequenzen hat, was wir uns nicht erlauben dürfen, wofür wir beschämt werden, und was man nun mal nicht tut. Natürlich hat das auch großen Einfluss auf die Entstehung unsere Werte.
Mit einigen Gegensätzen können wir ganz gut leben, weil beides seine Zeit und seine Berechtigung hat. Doch einige dieser Gegensätze lehnen wir derart ab, dass wir sie komplett aus unserem Bewusstsein verbannt haben. So entstand aus unserem Blumenstrauß der Möglichkeiten- unsere individuelle limitierte Persönlichkeit. Das eine darf sein, das andere ist böse, und wird in den Schatten versteckt.
Wir alle haben diese Schattenanteile, von denen wir behaupten, dass sie kein Teil mehr von uns sind. Doch diese Anteile leben im Schatten weiter, und zeigen sich als Projektion in anderen Menschen, Dingen, Worten, und Umständen, die uns übermäßig aufregen.
Warum projizieren wir abgelehnte Anteile auf unseren Partner?
Wir verdrängen die in den Schatten gesetzten Eigenschaften oder Gefühle, weil wir sie nicht ertragen können oder weil wir sie als unangemessen empfinden. Diese abgelehnten Anteile finden dann ihren Weg zurück in unser Bewusstsein– durch die Projektion auf andere.
Viele unserer Reaktionen und Emotionen werden von unbewussten Mustern gesteuert, die aus unserer Kindheit oder früheren Erfahrungen stammen. Diese Muster beeinflussen, wie wir auf bestimmte Verhaltensweisen reagieren, was wir ablehnen, oder beschämend finden.
Wenn unser Ego verletzt ist oder sich bedroht fühlt, neigen wir dazu, die Schuld bei anderen zu suchen, anstatt uns mit unseren eigenen Schwächen auseinanderzusetzen. Dies führt zu starken emotionalen Reaktionen, und zu Konflikten in der Beziehung. Da unser eigenes Ego stets gut dastehen will, sehen wir unsere Schwächen übergroß im Außen, bzw. in unserem Partner.
Auswege aus der Projektion
Erkenne und akzeptiere, dass die Eigenschaften, die dich an deinem Partner am meisten aufregen, oft Aspekte deiner selbst widerspiegeln. Frage dich: Was sagt das über mich selbst aus? Welche Anteile an mir selbst lehne ich ab oder verdränge ich?
Sprich offen mit deinem Partner über deine Gefühle und Reaktionen. Anstatt Vorwürfe zu machen, teile deine inneren Kämpfe und Unsicherheiten mit. Dies kann zu einem tieferen Verständnis und einer stärkeren Verbindung führen. Beim Reden oder Schreiben kommt ihr zudem leichter auf verborgene Zusammenhänge, und die darunterliegenden Ängste und Bedürfnisse.
Identifiziere deine abgelehnten Anteile, und arbeite daran, diese in dir selbst zu akzeptieren. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Sobald du dich selbst liebevoll annimmst, und anerkennst, dass auch diese Anteile in dir lebendig sind, verlieren sie ihre Macht über dich. So wirst du weniger geneigt sein, diese auf andere zu projizieren. Dein Partner wird dich in dem Maße weniger aufregen, wie du deinen eigenen Schatten integrierst.
Wenn du Schwierigkeiten hast, deine eigenen Muster zu erkennen und zu durchbrechen, ziehe eine Therapie oder ein Coaching in Betracht. Ein professioneller Begleiter hilft dir dabei, tiefere Einblicke in deine Psyche zu gewinnen und blinde Flecke aufzudecken. So wirst du auch konstruktive Wege lernen, wie du gut mit deinen Emotionen umzugehen kannst.
Fazit
Die Projektion unserer abgelehnten Anteile auf unseren Partner kann zu erheblichen Spannungen und Konflikten in der Beziehung führen. Doch indem wir uns dieser Dynamik bewusstwerden, und an unserer Selbstakzeptanz arbeiten, stellen wir eine tiefere und authentischere Verbindung zu uns selbst und unserem Partner her. Es ist ein Weg der Selbstentdeckung und des Wachstums, der uns letztlich zu mehr Frieden und Erfüllung in unseren Beziehungen führen wird.
Mach dir dein Leben schön
Dein Uwe
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