Wie deine Beziehung und dein Leben leichter wird.
In jedem Leben und jeder Beziehung gibt es Momente, in denen wir Fehler machen oder verletzt werden. Schnell finden wir uns in der Schuldfalle wieder, entweder als Ankläger oder als Angeklagter. Doch was wäre, wenn wir diese Dynamik durchbrechen könnten? Was wäre, wenn wir Verantwortung übernehmen könnten, anstatt uns in Schuldzuweisungen zu verlieren? Wie wäre es, wenn wir Anderen und uns selbst verzeihen könnten, um die Schwere der Schuld hinter uns zu lassen? Dieser Beitrag befasst sich damit, wie wir der Schuldfalle entkommen, und damit zu mehr Leichtigkeit in Beziehungen, als auch im Leben gelangen können.
Schuld vs. Verantwortung: Der Unterschied
Was ist „Schuld“
Schuld ist ein schweres Gefühl, das uns lähmt und unser Leben wie unsere Beziehungen belastet. Wenn wir jemandem die Schuld geben, suchen wir einen Sündenbock für unsere eigenen Schmerzen und Enttäuschungen.
Wenn wir jemanden beschuldigen, beziehen wir uns immer auf die Vergangenheit, also auf einen Zeitpunkt, der sich nicht mehr ändern lässt. Wir begeben uns in die Opferrolle, und erwarten vom Täter, dass er die Tat ungeschehen macht, was niemals gelingen kann. Und wir wollen, dass er unter seiner Schuld leidet.
Das gleich gilt, wenn wir Schuld auf uns nehmen, weil wir etwas falsch gemacht, oder uns scheinbar falsch entschieden haben. In dem Fall sind wir selbst der Täter, und selbst wenn es sonst keinen Ankläger gibt, verdammen wir uns zum Leid weil sich die Tat nicht ungeschehen machen lässt.
In unserer Schuld bleiben wir ohnmächtig, und machen uns zum Opfer unserer eigenen Tat. Wir nennen es „Schuldgefühl“, doch Schuld ist nicht wirklich ein Gefühl, sondern eine Entscheidung, welche verschiedene andere Gefühle wie Scham, Angst, Trauer, und Wut auslöst.
Schuld in Bezug auf Bindungsangst
Weil es gerade bei Bindungsängstlichen so wichtig ist, möchte ich auch die geerbte Schuld mit anführen. Darunter verstehe ich die Schuld, die wir durch unsere Geburt auf uns laden, indem wir unseren Eltern und Geschwistern zur Last fallen.
In den meisten Fällen haben wir aus dem Bindungsverhalten unserer Bezugspersonen selbst interpretiert, dass wir nicht erwünscht sind, oder nur liebenswert sind, wenn wir unsere Schuld z.B. z.B. durch Leistung oder Anpassung abtragen. In krasseren Fällen wurden wir verschickt, oder es wurde uns unverblümt mitgeteilt, dass wir Dreck sind. Dass wir schuld sind, dass es Mama oder Papa jetzt so schlecht geht, und dass sie ohne uns besser dran wären.
Doch auch in einem liebevollen Elternhaus fühlen wir uns als Kinder schuldig für alles was in unseren Augen schiefläuft. Für Streitereien oder Trennung der Eltern, dafür dass Papa wütend und laut ist, dafür dass die Eltern mit ihrem Leben und mit der Erziehung überfordert sind. Wir kämen als Kind nie auf den Gedanken, dass unsere Eltern falsch handeln, also übernehmen wir die Schuld. Diese Schuld wirkt unbewusst unser ganzes Leben nach, und häufig projizieren wir sie später auf unseren Partner.
Was ist „Verantwortung“
Verantwortung hingegen bedeutet, unsere eigenen Gefühle, Handlungen und Reaktionen anzuerkennen und proaktiv Lösungen zu suchen. Verantwortung befreit uns und stärkt unsere Beziehungen. Verantwortung übernehmen heißt jeden Tag aufs Neue, gut auf die AKTUELLE Herausforderung zu antworten.
Sobald wir die Entscheidung treffen, die volle Verantwortung für unser Tun, zu übernehmen, kommen wir aus der Ohnmacht in die Macht. Wir werden sofort handlungsfähig, und können Dinge tun, um die Folgen der Tat zu mildern, und so gut wie möglich für das Opfer zu sorgen.
Wenn ich selbst das Opfer meiner Tat bin bedeutet Selbstverantworung, dass ich anerkenne, dass ich zur Tatzeit das Beste gemacht haben, was ich mit meinem damaligen Wissensstand, und in der damaligen Situation tun konnte. Erst dann kann ich mir selbst verzeihen, und erste Schritte gehen, um das Beste aus der aktuellen Situation zu machen.
Achtung!! Als Kind sind wir nicht in der Lage, selbstverantwortlich zu handeln! Kinder sind existentiell von ihren Schutzbefohlenen abhängig. Wenn wir als Kind körperliche oder emotionale Gewalt erfahren haben, sind wir immer Opfer, und der Täter ist der Schuldige. Wenn du aber nach Jahrzehnten noch immer glaubst, der Täter sei für dein verkorkstes Leben verantwortlich, lohnt es sich einen Schritt zurückzutreten.
Denn Verantwortung zu übernehmen heißt auch, dass du ganz alleine für dein Glück und für das Gelingen deines Lebens zuständig bist. Was auch immer passiert ist, wie auch immer die Umstände sind, wie schlimm auch immer dein Leben zu sein scheint, liegt es deiner Hand wie du damit umgehst.
Du kannst dich als Opfer deiner Vergangenheit betrachten, und das belastende Ereignis immer wieder durchleben, aber wen bestrafst du damit? Wenn es vor langer Zeit einen Täter gab, wer ist dann heute der Täter, der diese Tat immer und immer widerholt?
Der Täter kann auch ein Umstand, oder das Schicksal in Form von Mangel, Unfall, Krankheit oder Tod sein, In diesem Fall bist du mit großer Wahrscheinlickeit nicht verantwortlich, odert schuld. Wie du allerdings mit den Folgen umgehst, und wie du das Ereignis bewertest, liegt allein in deiner Hand. Dies ist deine Verantwortung.
Beispiele für Schuld und Verantwortung in der Beziehung
Lisa ist sauer, weil Markus oft zu spät nach Hause kommt und sie sich dadurch vernachlässigt fühlt. Sie gibt ihm die Schuld für ihre Einsamkeit und wirft ihm das ständig an den Kopf. Markus fühlt sich angegriffen und zieht sich immer mehr zurück. Beide geraten in eine Spirale aus Vorwürfen und Schuldzuweisungen. Was wäre, wenn Lisa ihre Gefühle ehrlich kommunizieren und gemeinsam mit Markus nach einer Lösung suchen würde? Durch das Übernehmen von Verantwortung könnten sie eine tiefere Verbindung aufbauen.
Tim hat einen Fehler gemacht und in der Ohnmacht des darauf folgenden Streites Annas verletzlichsten Knopf gedrückt. Anna ist gekränkt und gibt ihm die Schuld für ihre Verletzung. Tim fühlt sich schuldig und versucht, sich mit Geschenken und halbherzigen Entschuldigungen herauszureden, was jedoch nicht die wahren Gefühle anspricht. Was wäre, wenn Anna ihre Enttäuschung anerkennen und Tim offen mitteilen würde, woher dieser tiefe Schmerz wirklich kommt? Und wenn Tim Verantwortung übernehmen und aufrichtig über seinen geringen Selbstwert und seine Angst vor Fehlern sprechen würde? Durch ehrliche Kommunikation könnten sie gemeinsam wachsen.
Warum wir in die Schuldfalle tappen
Verletztes Ego: Unser Ego versucht oft, uns vor Schmerz zu schützen, indem es die Schuld auf andere schiebt. Dies ist ein Abwehrmechanismus, der uns jedoch langfristig nicht hilft.
Unverarbeitete Emotionen: Unausgesprochene Gefühle und vergangene Verletzungen können uns in Schuldzuweisungen verstricken, weil wir nicht gelernt haben, diese Emotionen konstruktiv zu verarbeiten.
Angst vor Verantwortung: Verantwortung zu übernehmen, bedeutet auch, uns unseren eigenen Schwächen und Fehlern zu stellen. Dies erfordert Mut und Selbstreflexion, was vielen schwerfällt.
Paradoxon des Verzeihens: Loslassen heißt nicht, die Tat richtig zu finden, sondern seinen inneren Frieden wiederzuerlangen. Wer der Giftschlange nachjagt, vergiftet sich selbst.
Auswege aus der Schuldfalle
Nimm dir Zeit, deine eigenen Gefühle und Reaktionen zu reflektieren. Frage dich, warum du die Schuld auf den anderen schiebst und welche unverarbeiteten Emotionen dahinterstecken könnten.
Sprich offen und ehrlich mit deinem Partner über deine Gefühle und Bedürfnisse. Vermeide Vorwürfe und konzentriere dich darauf, wie du dich fühlst und was du dir wünschst.
Erkenne deine eigenen Fehler und Schwächen an. Entschuldige dich aufrichtig, wenn du jemanden verletzt hast, und arbeite aktiv daran, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Lerne, dir selbst und deinem Partner zu vergeben. Vergebung ist ein kraftvoller Schritt zur Heilung und ermöglicht es, alte Wunden zu schließen und gemeinsam voranzukommen.
Arbeitet gemeinsam daran, eure Beziehung zu stärken. Unterstützt euch gegenseitig dabei, Verantwortung zu übernehmen und aus Fehlern zu lernen.
Fazit
Die Schuldfalle kann deine Beziehung und dein Leben erheblich belasten. Doch indem du lernst, Verantwortung zu übernehmen und ehrlich zu kommunizieren, wirst du diese Dynamik durchbrechen und nicht nur eine erfülltere Beziehung erleben, sondern auch in ein selbstbestimmtes Leben in sämtlichen Lebensbereichen erfahren.
Das erfordert Mut und Selbstreflexion, und häufig ist unser unbewusster Umgang mit Schuld und Scham so tief in uns, dass wir die Zusammenhänge nicht mehr erkennen können. Im engen und offenen Austausch mit deinem Partner kannst du deine Blinden Flecke erforschen, und belastenden Muster auflösen. Falls dies nicht gelingt ist die Begleitung durch einen erfahrenen Therapeuten oder Coach ein lohnender, und befreiender Ansatz.
Mach dir dein Leben schön
Dein Uwe
Themenstruktur Bindungsangst
Wie hilfreich war dieser Beitrag?
Klicke auf die Sterne um zu bewerten!
Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 2
Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.
Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!
Lasse uns diesen Beitrag verbessern!
Wie können wir diesen Beitrag verbessern?