Von der Bindungsangst- zur Bindungsfreude.
Im Grunde ist Bindungsangst eine Verzweiflung, denn der widersprüchliche Wunsch nach Nähe und Geborgenheit steht der Angst vor Verletzlichkeit gegenüber. Häufig wird das gar nicht so wahrgenommen, denn die Angst kommt meist erst, wenn es ernst wird in einer Beziehung.
In der Entstehungsphase der Beziehung, oder solange der Wunschpartner sich nicht vollständig auf mich einlässt, steht der Wunsch nach Bindung im Vordergrund. Die Bindungsangst erwacht erst, wenn sich der Partner vollständig auf mich einlässt, oder Forderungen nach Verbindlichkeit und Gemeinsamkeit aufstellt.
Der unerklärliche Reflex mehr Distanz herzustellen geschieht oft unbewusst. Wir boykottieren die Beziehung, werden unzuverlässig, oder fangen wegen Kleinigkeiten zu streiten an. Am weitesten verbreitet ist der emotionale Rückzug aus der Beziehung. Wir suchen Fehler an unserem Partner, oder Gründe, warum diese Beziehung es nicht wert ist, uns vollständig zu öffnen. Wir lassen uns nicht ein!
Von hier an hat dein Partner kaum mehr eine Chance. Je mehr er sich um dich bemüht und seiner gerechtfertigten Forderung nach mehr Zweisamkeit Nachdruck verleiht, desto mehr wist du dich aus der Beziehung zurückziehen, weil deine Angst getriggert wird.
Sollte er sich andernfalls auf dein Spiel mit der Distanz einlassen, wird dein Bindungssystem reaktiviert, und du wirst erneut versuchen diese Beziehung zu festigen. Das ist der Ursprung vieler „On-Off-Beziehungen“ oder einer Beziehung, in der keine echte Beziehung stattfindet, weil jeder seine Verletzlichkeit zurückhält.
Ich erzähle dir die Geschichte von Gudrun, und ihrem Weg von Bindungsangst zu Bindungsfreude.
Gudrun hatte schon immer Probleme, sich in Beziehungen wirklich zu öffnen. Jedes Mal, wenn es ernst wurde, spürte Gudrun diese tiefe Angst davor, verletzt zu werden. Diese Angst führte dazu, dass Gudrun sich zurückzog und eine Mauer um ihr Herz errichtete, um sich zu schützen. Diese Mauer stellte sie bereits in ihrer Kindheit auf, und mit den Jahren wurde diese Mauer immer dicker und höher. Niemand sollte ihr Innerstes sehen, und verletzen können.
Für Gudrun war es ein endloser Kampf zwischen dem Verlangen nach Nähe und der Angst vor Verletzlichkeit. Die Bindungsangst schien wie ein dunkler Schatten über Gudruns Leben zu liegen und machte es ihr schwer, echte Verbindung und Freude in Beziehungen zu finden. Dies zeigte sich nicht nur in Partnerschaften, sondern auch in ihren Freundschaften und Arbeitsbeziehungen. Niemand wusste was sich hinter Ihren Mauern abspielte, auch sie selbst hatte nur noch eine dunkle Ahnung davon.
Doch eines Tages beschloss Gudrun, dass es genug war. Es war an der Zeit, diese Mauer niederzureißen und sich der Bindungsfreude zu öffnen. Es war ein schwieriger Weg, aber Gudrun war bereit, die Herausforderung anzunehmen und nach echter emotionaler Freiheit zu streben. Sie traf eine bewusste Entscheidung, sich diese Angst anzusehen, und sich mehr zu zeigen.
Der Weg aus der Bindungsangst.
Der erste Schritt auf dieser Reise war die Selbstreflektion. Gudrun nahm sich Zeit, um zu erkunden, woher diese Bindungsangst kam. Es stellte sich heraus, dass frühere Erfahrungen, wie eine schmerzhafte Trennung, oder unsichere Bindungen zu engen Bezugspersonen in ihrer Kindheit dazu beigetragen hatten, diese Ängste zu schüren.
Mit diesem Verständnis konnte Gudrun anfangen, die eigenen Bedürfnisse und Ängste besser zu verstehen. Es war wichtig, sich selbst zu vergeben und zu akzeptieren, dass es okay war, verletzlich zu sein. Diese Erkenntnis, dass die eigene Verletzlichkeit und Offenheit den Unterschied zwischen echter, oder oberflächlicher Beziehung ausmacht, war der Schlüssel zur emotionalen Heilung und öffnete die Tür zur Bindungsfreude. Zunächst ging es nur um ihre eigene Verbindung mit ihren Bedürfnissen und Gefühlen, die ebenfalls hinter ihrer Mauer eingesperrt waren. Immer besser verstand sie, dass es in erster Linie um Ihre eigene Beziehung mit sich selbst ging, die sich wie ein Spiegelbild in Ihren äußeren Beziehungen zeigte.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die Kommunikation mit ihrem Partner. Gudrun begann, offen über die eigenen Ängste und Bedürfnisse zu sprechen. Es war beängstigend, sich so verletzlich zu zeigen, aber es war auch befreiend. Der Partner zeigte Verständnis und unterstützte Gudrun auf diesem Weg der Selbstentdeckung. Auch er merkte, wie er sich immer mehr aus der Beziehung zurückzog, und konnte sich nun auch wieder leichter öffnen.
Gudrun hätte nie gedacht, wie dankbar ihr Partner darüber war, dass sie sich endlich mehr öffnen konnte. Auch er merkte, dass die Beziehung keine Tiefe hatte und interpretierte in das „nicht gesagte“ wesentlich schlimmeres, als das was sich dann zeigte. Sie begannen erstmals damit. wirklich in Beziehung zu gehen.
Gemeinsam fanden Gudrun und ihr Partner Wege, um die Bindungsangst zu überwinden und die Beziehung zu vertiefen. Sie nahmen sich Zeit für gemeinsame Aktivitäten, sprachen über ihre Ängste, Wünsche und Bedürfnisse und schufen so eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit.
Gudrun merkte Achtsam darauf, wo sich ihre Angst vor Ablehnung und Verletzlichkeit zeigte, und wo sie versucht war, in ihr altes Verhalten zurückzufallen. Dadurch, dass sich die beiden einen vertrauensvollen, und bewertungsfreien Raum erschaffen hatten, in dem diese Gedanken ungefiltert zur Sprache kommen dürfen, fiel es ihr immer leichter, über ihr Innerstes zu sprechen.
Mit der Zeit begann Gudrun, die Freude der Verbundenheit zu spüren. Es war ein Gefühl der Befreiung, sich endlich ohne Angst vor Verletzung zu öffnen. Die Beziehung wurde zu einem Ort des Wachstums, des Vertrauens, und der Liebe, an dem beide Partner sich gegenseitig unterstützten und ermutigten.
Fazit
Heute lebt Gudrun ein Leben der emotionalen Freiheit in ihrer Partnerschaft. Die Bindungsangst ist nicht vollständig verschwunden, aber sie hat ihren Schrecken verloren. Gudrun hat gelernt, dass es okay ist, verletzlich zu sein oder Angst zu haben, und dass die wahre Freiheit darin liegt, sich selbst und andere bedingungslos zu lieben.
Verwundert stellte Gudrun fest, dass sich nicht nur ihre Partnerschaft freier und leichter anfühlte, sondern dass sämtliche Beziehungen ein ganz neues Niveau erreichten. Besonders gut fühlte sich jedoch ihre Beziehung zu sich selbst an. „Dieses Wachstum hat mein ganzes Leben befreit“ sagt sie heute strahlend.
Wenn du dich in der gleichen Situation wie Gudrun befindest, weißt du, dass du nicht allein bist. Der Weg zur Bindungsfreude mag schwierig sein, aber er ist es wert ihn zu gehen. Sei bereit, dich zu öffnen, sei bereit, dich zu verletzen, und sei bereit, zu lieben. Denn in der Liebe liegt die wahre Freiheit.
Mach dir dein Leben schön
Dein Uwe
Themenstruktur Bindungsangst
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Hallo Uwe, ich bin 56 und ich hatte noch in keiner Beziehung das Gefühl angekommen zu sein. Die allermeisten Beziehungen werden von mir beendet, weil er „zu dumm, schlechter Liebhaber, die Augenhöhe nicht gegeben ist, ich die Gespräche mit ihm nicht mag, er ein schlechter Küsser ist, usw.“ ist. Wie kenne ich den Unterschied? Bindungsangst oder wirklich falscher Partner? Ich fühle keine Angst in dem Sinn nur ein Gefühl das es nicht ok ist für mich. Selbst Therapeuten lassen sich nicht auf das Bindungsthema ein mit mir. Was soll ich tun? Danke LG Susanne
Liebe Sussanne,
Das was du beschreibst kenne ich gut, und auch, dass es sich nicht wie Angst anfühlt. Die Angst kommt ja erst, wenn ein Partner nah genug an dich herankäme, um dass die mögliche Trennung schmerzhaft würde. Es hört sich so an als wenn du dir funktionierende Strategien zurechtgelegt hast, dass dir niemand so nahe kommt. Dies ist durchaus ein gängiges und unbewusstes Symptom von Bindungsangst.
Wenn du mehr Klarheit darüber bekommen möchtest lade ich dich zu meinem kostenlosen Minicoaching ein. Darin stelle ich dir viele Fragen und höre mir ganz ohne Zeitdruck deine Geschichte an. Danach wirst du dein unbewusstes Verhalten in Partnerschaften verstehen und die Zusammenhänge mit deiner Lebensgeschichte erkennen. Dieses Gespräch ist absolut unverbindlich und wird dich sicherlich weiterbringen.
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Liebe Grüße, Uwe
Herzlichen Dank das du dein Wissen, deine Erfahrung und Erfahrungsberichte und deine erkenntnisse daraus, hier auf deiner Seite der Welt zur Verfügung stellst. Vielen Lieben Dank dafür ❤️🙏
Vielen lieben Dank für dein Feedback, liebe Lidiane. Das bedeutet mir viel. 😊
Auch ich habe viel zu lange Zeit nicht gewusst dass ich von Bindungsangst betroffen bin, und dachte das ich irgendwie kaputt bin. Meine Motivation ist es, Bewusstsein in den Menschen zu erschaffen, die glauben Beziehungsunfähig zu sein.