Wenn Nähe zur Bedrohung wird
Nähe und Intimität sind Eckpfeiler jeder Beziehung. Doch für Menschen mit Bindungsangst fühlt sich Nähe oft wie eine reale Bedrohung an. Ein Quell von Angst und Unsicherheit, der sie dazu treibt, sich zurückzuziehen und Distanz zu schaffen. Doch wie können wir mit dieser Angst gut umgehen, und trotzdem eine erfüllende Beziehung führen?
Bindungsangst ist ein tief verwurzeltes Gefühl der Unsicherheit und Angst vor Intimität und Nähe in Beziehungen. Menschen mit Bindungsangst haben Schwierigkeiten, sich emotional zu öffnen und Verbindungen einzugehen, weil sie Angst davor haben, verletzt, zurückgewiesen, oder enttäuscht zu werden.
Diese Angst kann dazu führen, dass sie sich zurückziehen und sich selbst isolieren, selbst wenn sie sich nach Nähe sehnen. In vielen Fälle sorgen sie mit krassen Mitteln für die Distanz, in der sie sich sicher fühlen. Drastische Beispiele sind grundloser Streit, Fremdgehen, oder das aktive Beenden der Beziehung, weil das nicht so weh tut, wie verlassen zu werden.
Häufig ist die Bindungsangst unbewusst. Betroffene können oft auch auf Nachfrage nicht benennen, warum ihre Beziehungen so beschwerlich sind, nicht lange halten, und von Dramen erfüllt sind. Auch die Partner von Bindungsängstlichen erkennen diese Angst nur selten, und glauben, dass mit ihnen selbst etwas nicht stimmt.
Falls du den Verdacht hegst, dass Bindungsangst in deiner Beziehung eine Rolle spielt, biete ich HIER einen freien Test an, der die häufigsten Symptome der Bindungsangst abfragt. Du kannst den Test gerne auch stellvertretend für deinen Partner machen, falls er nicht selbst dazu bereit ist.
Beispiele für den Umgang mit Bindungsangst
Nehmt euch als Paar Zeit, um über die eigenen Ängste und Unsicherheiten nachzudenken. Fragt euch, woher sie kommen könnten, und wie sie eure Beziehungen beeinflussen. Selbstreflexion kann dazu beitragen, ein tieferes Verständnis für euch selbst, für eure Handlungen, und für eure Bedürfnisse zu entwickeln.
Offene und ehrliche Kommunikation ist der wichtigste Schlüssel, um mit Bindungsangst in der Partnerschaft umzugehen. Dies kann allerdings erst gelingen, wenn wir unsere Bindungsangst wahrnehmen, und anerkennen. Das beinhaltet bereits ein Paradoxon, denn Menschen mit Bindungs-bzw. Verlustangst vermeiden es unbewusst, sich zu weit zu öffnen, und sich damit verletzlich zu machen.
Sprecht dennoch so offen wie es euch möglich ist über eure Ängste und Bedenken, als Einzelpersonen und auch als Paar. Teilt eure Gedanken und Gefühle miteinander ohne zu werten, oder die Angst als unbegründet darzustellen. Diese Angst ist existentiell, und im tiefsten Unterbewusstsein verankert, hat jedoch fast nie etwas mit dem Partner zu tun.
Versucht, gemeinsam und ohne Druck, Lösungen zu finden, die euch beiden gerecht werden. Entscheidend ist dabei, dass ihr gegenseitig versteht was in euch abgeht wenn diese Angst beim einen präsent ist, bzw. was der andere denkt und fühlt, wenn sich der Partner distanziert. Verständnis für den anderen ist hier wesentlich heilsamer, als Vorwürfe und Erwartungsdruck.
Setzt klare Grenzen und kommuniziert sie offen mit eurem Partner. Respektiert die Grenzen des anderen und gebt euch gegenseitig Raum, um euch wohl und sicher zu fühlen. Zumutbare Grenzen können euch helfen, ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Autonomie zu finden. Beides ist in der Beziehung richtig und wichtig, dies zu verstehen fällt hauptsächlich den anklammernden Partnern schwer.
Es kann hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um mit Bindungsangst umzugehen. Ein Therapeut oder Coach kann euch dabei helfen, die Ängste, und deren Herkunft zu verstehen, und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln, die eure Beziehungen stärken.
Selbstfürsorge als Partner von Bindungsängstlichen
Wenn dein Partner Bindungsangst hat ist es wichtig, dass du gut für dich selbst sorgst. Hier sind einige Möglichkeiten, wie du das tun kannst:
Reflektiere deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen in der Beziehung, und dass das Verhalten deines Partners nichts mit dir als Mensch zu tun hat. Sei dir bewusst, wie sich die Bindungsangst auf dich und deinen Selbstwert auswirkt, und wie du darauf reagieren kannst, um dich selbst zu schützen.
Sprich offen mit deinem Partner über deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Lass ihn wissen, wie sich seine Bindungsangst auf dich auswirkt und was du brauchst, um dich sicher und unterstützt zu fühlen.
Nimm dir Zeit für dich selbst und deine eigenen Interessen und Hobbys. Pflege deine eigenen sozialen Kontakte und unterstützende Beziehungen außerhalb der Partnerschaft.
Sei geduldig mit deinem Partner und mit dir selbst. Verstehe, dass die Bewältigung von Bindungsangst ein Prozess ist, der Zeit und Unterstützung erfordert. Sei einfühlsam und unterstützend, während ihr gemeinsam daran arbeitet, eure Beziehung zu stärken. Falls dein Partner uneinsichtig ist, dir nicht entgegenkommt, und du stark unter der Beziehung leidest, triff eine klare Entscheidung für DICH. So kannst du wenigstens einen von euch retten.
Die Bewältigung von Bindungsangst in einer Partnerschaft ist keine leichte Aufgabe, aber mit Geduld, Verständnis und gemeinsamer Anstrengung könnt ihr zusammen daran arbeiten, eine gesunde und erfüllende Beziehung aufzubauen.
Auswege aus der Bindungsangst für den Betroffenen
Obwohl Bindungsangst in der Partnerschaft eine Herausforderung für alle beteiligten ist, gibt es Möglichkeiten, damit gut umzugehen und gesunde Beziehungen aufzubauen. Durch offene Kommunikation, Selbstreflexion, das Setzen von Grenzen, und gegebenenfalls mit professioneller Hilfe könnt ihr die Tücken der Bindungsangst überwinden und eine erfüllende Partnerschaft aufbauen. Vertrauen, Respekt & Verständnis für den anderen, und gegenseitiger Unterstützung sind dabei die wichtigsten Bausteine. Es ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert, aber mit der richtigen Unterstützung könnt ihr gemeinsam eure Ängste überwinden und eine tiefere Verbindung zueinander aufbauen.
Mach dir dein Leben schön
Dein Uwe
Themenstruktur Bindungsangst
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