Wenn (Selbst-) Vertrauen fehlt!

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Selbstvertrauen stärken. Vertrauen in die eigene Stärke

Warum wir anderen nicht glauben können, solange wir uns selbst nicht trauen.

Kann es Vertrauen ohne Selbstvertrauen geben?

„Du kannst mir vertrauen.“ Wie oft haben wir diesen Satz gehört – und dabei innerlich gezögert? Vertrauen, dieses filigrane Band zwischen zwei Menschen, kann so zerbrechlich sein. Besonders in Beziehungen spüren viele von uns die Schwierigkeit, Nähe und Sicherheit zuzulassen. Doch was, wenn das eigentliche Problem gar nicht im anderen liegt? Was, wenn der Kern darin besteht, dass wir uns selbst nicht vertrauen können?

Menschen mit Bindungsangst erleben diese Frage oft auf besonders schmerzhafte Weise. Sie sehnen sich nach Nähe, nach echter Verbundenheit – und weichen doch immer wieder zurück, sobald es ernst wird. Doch warum ist das so?

 

Das Misstrauen in sich selbst: Wo es herkommt

Das Vertrauen in andere beginnt mit dem Vertrauen in uns selbst. Doch dieses Selbstvertrauen ist nichts, was von alleine entsteht. Es wächst durch die Erfahrungen, die wir als Kinder, und in unserem weiteren Leben gemacht haben.

Wenn du als Kind lernen durftest, dass deine Gefühle wichtig und richtig sind, dass du sicher bist, auch wenn du Fehler machst, dann wurzelt in dir ein tiefes Vertrauen: „Ich bin ok, so wie ich bin.“ Doch was passiert, wenn diese Bestätigung fehlt?

Beispiel 1: Der kritische Vater

Lukas wuchs mit einem Vater auf, der ihm nie das Gefühl gab, genug zu sein. Jede noch so kleine Leistung wurde hinterfragt, jede Emotion abgewertet. Heute zweifelt Lukas bei jeder Entscheidung. Er kann sich selbst nicht trauen, weil er gelernt hat, dass sein inneres Gefühl nicht zählt. Dieses Misstrauen überträgt sich auf seine Partnerin. Er fragt sich ständig: „Meint sie es wirklich ernst? Kann ich mich auf sie verlassen?“ Sein Vater hat sein Gefühl immer wieder in Frage gestellt, Lukas traut seiner Intuition nicht mehr. 

Beispiel 2: Die überforderte Mutter

Sophies Mutter war oft überlastet und emotional unerreichbar. Als Kind hat Sophie gelernt, sich anzupassen, und ihre Bedürfnisse zurückzustellen. Heute hat sie das Gefühl, dass sie in Beziehungen immer allein für alles verantwortlich ist. Wenn ein Partner verspricht, für sie da zu sein, kann sie es nicht mehr glauben – in ihrer Realität wurde und wird dieses Versprechen enttäuscht.

 

Wie Bindungsangst das Vertrauen sabotiert

Bindungsangst entsteht oft aus solchen frühen Erfahrungen. Sie ist nicht einfach Angst vor Nähe, sondern die Angst davor, dass Nähe uns verletzen könnte. Es fehlt am Vertrauen in sich selbst an mehreren entscheidenden Punkten. Denn mit Bindungsangst fehlt im Bezug auf den Partner das Vertrauen:

  • liebenswert und gut genug für jemanden anderen zu sein.
  • gut mit einer Trennung oder Zurückweisung umgehen zu können.
  • sich für den richtigen Partner entschieden zu haben.
  • in einer Konfrontation bestehen zu können
  • das „Richtige“ zu tun oder zu sagen.
  • mit den eigenen Schwächen und ohne Bedingung angenommen zu werden.
 

Bindungsängstliche Menschen entwickeln Strategien, um sich zu schützen:

Sie hinterfragen die Absichten ihres Partners: „Will er wirklich das Beste für mich, oder steckt da etwas anderes dahinter?“

Sie suchen nach Fehlern, um sich vor Enttäuschung zu bewahren: „Irgendwann wird sie mich eh verlassen – besser, ich finde jetzt schon einen Grund.“

Sie ziehen sich zurück, um sich vor der vermeintlichen Kontrolle oder Verletzung durch den anderen zu schützen.

Doch all diese Mechanismen haben ihren Ursprung in einem tiefen Misstrauen gegen sich selbst: „Was, wenn ich falsch liege? Was, wenn ich nicht gut genug bin? Was, wenn ich mich irre und wieder verletzt werde?“ und was, wenn ich zu mir und meinen Bedürfnissen stehe, und dafür zurückgewiesen werde?

 

Beispiele aus der Praxis: Der Kreislauf des Misstrauens

Tom und Anna

Tom ist ein klassisch bindungsängstlicher Mensch. Er sehnt sich nach einer stabilen Beziehung, doch sobald Anna ihm ihre Liebe zeigt, zweifelt er an ihrer Ehrlichkeit. „Warum liebt sie mich? Das kann nicht echt sein.“ Aus Angst vor zu tiefer Verletzung, zieht sich immer wieder zurück und kehrt dann doch wieder um – ein schmerzhafter Tanz aus Nähe und Distanz.

Lisa und Ben

Lisa hat große Verlustangst, die sie tief verunsichert. Ben hingegen hat Bindungsangst und will alles richtig machen. Doch anstatt sich sicher zu fühlen, hinterfragt Lisa seine Absichten. „Vielleicht bleibt er nur aus Mitleid.“ Für Ben wird es immer schwieriger, ihr Nähe zu geben, Was Lisas Angst verstärkt. Das Misstrauen auf beiden Seiten wächst.

 

Wie du Vertrauen in dich selbst aufbauen kannst

Der Schlüssel, um andere zu vertrauen, liegt darin, dich selbst anzunehmen. Doch wie gelingt das?

Erkenne deine Muster

Frage dich: „Wie reagiere ich, wenn jemand mir nahekommt? Was denke ich über mich selbst?“ Diese Einsicht ist der erste Schritt, um deine Bindungsängste zu verstehen.

Lerne, deine Gefühle anzunehmen

Gefühle sind keine Bedrohung, sondern Signale. Wenn du dich unsicher fühlst, frag dich: „Wovor habe ich Angst? Was glaube ich über mich selbst?“

Mach kleine Vertrauensschritte

Vertrauen entsteht nicht über Nacht. Fange klein an, und vertraue dir, dass du einen Fehler machen darfst. Vertraue dir, dass du genug bist – auch, oder sogar im besonderen Maße ohne Bestätigung von außen.

Verändere deinen Fokus

Bisher hast du die Beweise ausgeblendet, in denen dein Vertrauen oder dein Gefühl im positiven Sinne bestätigt wurde. Nimm diese Situationen wahr und reflektiere sie.

Aktiviere Ressourcen

In deiner Vergangenheit findest du viele Situationen, in denen du zu dir gestanden bist, Krisen bewältigt hast und gut mit Herausforderungen fertig geworden bist. Wie hast du das gemacht? Was waren die Folgen? Ist das gut oder schlecht? Wird dir das wieder gelingen?

Suche dir Unterstützung

Ein Coaching oder eine Therapie kann helfen, die Wurzeln deines geringen Selbstvertrauens zu entdecken und zu hinterfragen. Du musst diesen Weg nicht allein gehen.

 

Fazit: Vertrauen beginnt bei dir

Wenn du dir selbst nicht traust, wirst du immer die Absichten, Worte und Handlungen anderer hinterfragen. Doch Bindungsangst ist kein endgültiges Urteil, sondern eine Einladung, dich selbst besser kennenzulernen. Sobald du in deinen Beziehungen, mit deinen Bedürfnissen wieder vorkommst, gewinnst du neues Vertrauen in dich selbst.

Vertraue darauf, dass du genug bist – auch mit deinen Fehlern, deinen Unsicherheiten, deinen Ängsten. Denn nur wenn du diesen ersten Schritt machst, kannst du auch anderen vertrauen.

Die Beziehung, die du dir wünschst, beginnt mit der Beziehung zu dir selbst.

Und das ist nicht nur ein schöner Gedanke – es ist der Anfang einer Reise, die alles verändern kann.

Wie mich dieses Thema ganz persönlich betrifft

Zu vielen Themen gebe ich ganz private Einblicke in mein Leben und mein Learning. Falls dich das interessiert klicke unten auf das „+ Was mich betrifft“

Für mich heißt Selbstvertrauen, dass ich Beweise in meiner Vergangenheit finde, dass ich auf die Herausforderungen des Alltags eine gute Antwort geben kann, also gut darauf reagieren kann.

Da ich mit dem Glaubenssatz aufgewachsen bin: Was ich will interessiert keinen, ich muss es alleine schaffen“, konnte ich niemanden um Hilfe bitten. Das Ergebnis daraus ist, dass ich alles selbst gemacht habe, und folglich fast alles kann. Die Ressourcen die ich dafür entwickelt habe sind Frustrationstoleranz, Mut zum Anfangen, Mut Fehler zu machen, Kreativität, Logik, Diagnosefähigkeit, Geduld, Dinge ausprobieren, die mir niemand zutraut usw…

Was kann damit noch schief gehen? Selbstvertrauen ohne Ende.

Doch die Sache hat einen Haken. Das Selbstvertrauen endet, wo andere Menschen mit ins Spiel kommen. Denn der Ursprung des Glaubenssatzes war ja „ich bin nicht genug“ – um das meine Bedürfnisse und Wünsche wichtig genommen werden.

Wenn es also um einen Menschen ging, oder noch schlimmer – um einem Menschen, dem ich gefallen wollte, war mein Vertrauen weg. Damals habe ich das nicht erkannt.

Erst als ich mit Persönlichkeitsentwicklung anfing wurden mir viele meiner Muster und Glaubenssätze bewusst. Ich erkannte, dass ich wusste, wie sich Selbstvertrauen anfühlt, und dass es im zwischenmenschlichen Bereich fehlte.

Ein guter Anfang

Ich begann, meine Ressourcen wahrzunehmen, und dies auf den Sozialen Umgang zu migrieren.

In meinen früheren Beziehungen fand ich viele Beweise dafür, dass ich selbstwirksam war, ohne das so wahrzunehmen.

Ich erkannte, dass der Verlust einer Beziehung nicht so tragisch war, wie das Leid in einer kaputten Beziehung. Und ich merkte, dass ich, wenn ich für mich eintrat, mehr gewann, als ich verlieren konnte.

Das war ein wunderbarer Auftakt zu einem Selbstvertrauen, in dem ich Beziehungen nicht mehr brauchte, sondern genießen konnte. Dadurch, dass ich mir und meiner Selbstwirksamkeit auch in Beziehungen immer mehr vertraute, konnte ich auch meinen Partnern zutrauen, das ebenso zu sehen. Dass sie bei mir sind, weil sie es wollen, und belastende Umstände ansprechen, oder sich trennen, wenn es für sie nicht mehr passt.

Du kannst dir nicht vorstellen, wie frei so eine Beziehung sein kann. Ohne Selbstvertrauen würde mir der obere Satz eine Wahnsinns-Angst einflößen. Doch wenn ich es einfach glauben kann, was mein Partner mir sagt, und ich nicht mehr hinterfragen muss, was er tatsächlich damit meinen könnte, entsteht Ruhe im System. Ich weiß, dass er bei mir bleibt, weil er es selber will.

Wie weit geht dein Selbstvertrauen?

Wirst du es überstehen, wenn das schlimmste passiert, was du dir vorstellen kannst?

Wird sich die Erde weiterdrehen?

Wirst du in dein Leben zurückfinden?

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