Willst du leben oder lieben? Warum wir glauben, uns entscheiden zu müssen.

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Beziehung mitgestalten statt zu gehen

Du kannst deine Beziehung mitgestalten, statt nur darauf zu reagieren

Zwischen Freiheit und Nähe – wie Bindungsangst uns glauben lässt, dass Liebe ein Gefängnis ist.

„Ich will lieben, aber ich will mich nicht verlieren.“

„Sobald ich in einer Beziehung bin, habe ich das Gefühl, dass mir die Luft zum Atmen fehlt.“

„Wenn ich mich zu sehr auf jemanden einlasse, verliere ich mich selbst.“

Kommt dir das bekannt vor? Dann bist du nicht allein. Viele Menschen mit Bindungsangst stehen immer wieder vor einem inneren Konflikt: Leben oder lieben? Freiheit oder Nähe? Selbstbestimmung oder Beziehung?

Doch was wäre, wenn dieser Konflikt gar nicht existieren müsste? Wenn du eine Beziehung mitgestalten könntest, um beides zu haben: Liebe und Freiheit?

In diesem Artikel erfährst du, warum sich bindungsängstliche und verlustängstliche Menschen oft zwischen zwei Extremen entscheiden – und wie du aus diesem Dilemma aussteigen kannst.

Warum wir glauben, dass wir uns entscheiden müssen

Unsere frühen Bindungserfahrungen prägen unser Bild von Beziehungen. Bindungsängstliche und verlustängstliche Menschen haben oft eines gemeinsam: Sie haben gelernt, dass Nähe gefährlich ist.

👉 Wenn du eher bindungsängstlich bist, fühlt sich eine enge Beziehung schnell nach Kontrolle und Enge an. Vielleicht hast du erlebt, dass deine Grenzen nicht geachtet wurden oder dass Liebe immer mit Erwartungen verbunden war.

👉 Wenn du eher verlustängstlich bist, klammerst du dich an Beziehungen, aus Angst, verlassen zu werden. Du tust alles, um gut genug zu sein und geliebt zu werden – selbst wenn du dich dafür anpasst oder aufgibst.

In beiden Fällen ist die Botschaft dieselbe:

Liebe bedeutet, dich selbst aufzugeben. Beziehung bedeutet Verlust – entweder von Freiheit oder von Kontrolle, und damit dem Verlust von Sicherheit.

Das führt dazu, dass viele Menschen in einem ständigen Wechsel aus Annäherung und Rückzug leben:

Sie sehnen sich nach Nähe, aber sobald sie sie bekommen, fühlen sie sich gefangen.

Sie genießen ihre Unabhängigkeit, aber in einsamen Momenten überrollt sie die Angst, nicht genug zu sein.

Doch das eigentliche Problem ist nicht die Beziehung – sondern unser tief verankertes Gefühl, dass wir sie nicht mitgestalten können.

Beziehung mitgestalten: Der Weg aus dem Dilemma

Die gute Nachricht: Du musst dich nicht entscheiden.

Liebe und Freiheit sind keine Gegensätze – wenn du lernst, deine Beziehung mitzugestalten.

Hier sind drei Schlüssel, um aus dem inneren Kampf auszusteigen:

  1. Erkenne dein Beziehungsmuster

Hinter deinem Freiheitsdrang oder deiner Verlustangst steckt eine alte Schutzstrategie. Frage dich:

  • Was genau macht mir in einer Beziehung Angst?
  • Welche Überzeugung habe ich über Nähe? („Liebe bedeutet, mich aufzugeben.“)
  • Wie habe ich mich in früheren Beziehungen gefühlt?

Allein das Erkennen dieser Muster hilft dir, bewusster damit umzugehen.

  1. Lerne, deine eigenen Grenzen zu spüren

Bindungsängstliche verlieren oft den Kontakt zu ihren Bedürfnissen, weil sie gelernt haben, sich anzupassen oder sich zu entziehen. Doch um eine Beziehung mitgestalten zu können, brauchst du ein klares Gefühl für deine Grenzen:

  • Was brauche ich, um mich wohlzufühlen?
  • Wo fängt Überforderung an?
  • Wie kann ich für mich sorgen, ohne mich zurückzuziehen?

Das bedeutet nicht, dass du dich abgrenzen musst – sondern, dass du lernst, Raum für dich zu schaffen, ohne die Verbindung zu verlieren.

  1. Übe, dich in der Beziehung zu zeigen

Der wichtigste Schritt: Teile deine Bedürfnisse und Ängste mit deinem Partner.

Viele Menschen mit Bindungsangst versuchen, ihre Konflikte allein zu lösen. Doch wahre Verbindung entsteht, wenn du dich traust, ehrlich zu sein:

  • „Ich liebe dich, aber ich brauche auch Zeit für mich.“
  • „Manchmal habe ich Angst, mich zu verlieren. Lass uns gemeinsam schauen, wie wir einen Weg finden.“
  • „Ich merke, dass ich mich zurückziehen will – aber ich will bleiben. Ich brauche nur etwas Raum, und das hat nichts mit dir zu tun.“

Das mag am Anfang ungewohnt sein. Doch je mehr du deine Beziehung mitgestalten kannst, desto mehr wirst du merken: Liebe und Freiheit sind möglich – zur gleichen Zeit.

Häufig verwechseln Bindungsängstliche und Verlustängstliche Menschen „in Verbindung gehen“ mit „in Konfrontation gehen“. Doch durch das „Aushalten“ und „es mit mir selbst ausmachen“ entsteht passive Aggressivität, die weitaus zerstörerischer ist, als dich mit deinen Bedürfnissen zu zeigen.

Fazit: Du darfst beides haben – Leben und Lieben

Du musst dich nicht entscheiden. Du kannst lieben, ohne dich aufzugeben.

  • Du kannst Nähe genießen, ohne deine Freiheit zu verlieren.
  • Du kannst in einer Beziehung sein, ohne dich gefangen zu fühlen.
  • Du kannst deine Beziehung mitgestalten, statt nur darauf zu reagieren.

Der erste Schritt? Erkenne, dass du mehr Einfluss hast, als du denkst. Liebe bedeutet nicht Kontrolle oder Selbstaufgabe – sondern echte Verbindung. Und die beginnt mit dir.

Mach dir dein Leben schön

Dein Uwe

 

P.S. Zu vielen Themen gebe ich ganz private Einblicke in mein Leben und mein Learning. Falls dich das interessiert klicke unten auf den roten Button „+ Wie das Thema der Woche  mich betrifft“

Wie das Thema der Woche  mich betrifft

Als Jugendlicher habe ich noch geglaubt, dass ich eine Beziehung brauche, um „Normal“ und „Komplett“ zu sein. Doch schon in meiner ersten Beziehung habe ich die darin liegende Verbindlichkeit nicht ausgehalten.

Nach mehreren Beziehungsversuchen lernte ich die Zeiten ohne Partner immer mehr zu schätzen. Denn nur hier konnte ich „Ich selbst sein“ Ich war frei, autonom und unabhängig.

All die Alibis, die Bindungsängstliche hochhalten, um ihr Singledasein zu rechtfertigen. Aber ist das wirklich wahr? Tatsächlich blieb mir keine Wahl, denn „Beziehung“ konnte ich nicht. Jeder Wunsch nach Verbindlichkeit und Nähe fühlte sich wie ein persönlicher Angriff auf mein „Ich sein“ an.

Auf die Idee, dass ich die Beziehung mitgestalten kann, bin ich nie gekommen. „Leben oder Lieben“ war meine Wahl. Dass beides sich vereinen lässt, habe ich erst Jahrzehnte später herausgefunden.

Bis dahin führte ich Beziehungen, in denen ich mich hart abgrenzte, ohne es selbst so wahrzunehmen. Ich nahm mir selbst die Zeit und Autonomie die ich für mich brauchte, indem ich:

  • keine Zeit hatte.
  • alles mit mir selbst ausmachte.
  • meine Bedürfnisse zurückhielt.
  • lange arbeiten musste.
  • häufig zu spät kam.
  • mich nicht an Absprachen hielt.
  • und keine verbindlichen Aussagen von mir gab.

Und ich dachte, das sei Harmonie. Wie sehr ich meine Partnerinnen damit verletzte, und durch mein Verhalten ihren Selbstwert beschädigte, sah ich nicht.

Heute kann ich darüber lachen, doch damals war das meine unumstößliche Wahrheit über Partnerschaften. Beziehung heißt sich selbst zu verraten. Ich kann keine Beziehung mitgestalten, sondern muss sie ertragen. Sie wird mir übergestülpt, und ich bin das Opfer der Partnerschaft.

Diese Ohnmacht spürte ich tatsächlich in meiner allerersten Bindung.

  • Meine Bedürfnisse waren unwichtig.
  • Meine Wünsche wurden zurückgewiesen.
  • Meine Sehnsucht nach Nähe wurde frustriert.
  • Meine Gefühle überforderten mein Gegenüber.
  • Ich war verantwortlich dafür, dass diese Bindung funktioniert.
  • Ich musste Sorgen und Ängste mit mir selbst ausmachen.
  • Meine Meinung hatte kein Gewicht.
  • Ich war abhängig vom Wohlwollen meines Gegenübers.

Es war die Bindung zu meinen Eltern! Und nein, es waren keine Rabeneltern!

Ich hatte für damalige Verhältnisse eine sehr glückliche Kindheit. Meine Eltern waren Berufstätig, und mein älterer Bruder zog die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Die oberen Punkte waren meine eigene Interpretation, und daraus leitete ich Strategien ab, um gut durch die Kindheit zu kommen.

Diese Erfahrung, und diese Wahrnehmung, verband ich fortan mit allen Bindungen. Das gilt für alle Beziehungen in meinem Leben, von der Begegnung mit einem Busfahrer bis hin zur Paarbeziehung.  

Je wichtiger mir eine Beziehung ist, desto mehr greifen die alten Strategien. Und damit bin ich nicht alleine.

Beziehung mitgestalten war vermutlich auch bei deinen Eltern kaum möglich. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Prägung nicht für deine Partnerschaften gilt. Deine Eltern erschienen übermächtig, und das Funktionieren der Bindung war Überlebensnotwendig.

Auf deinen Partner trifft das nicht zu.

Wie viel freier fühlst du dich, wenn du alleine bist?

Wo hältst du deine Erwartungen zurück, weil sie dir scheinbar nicht zustehen?

Glaubst du, du musst dich entscheiden, ob du lebst oder liebst?

Ist das wirklich wahr?

Mach dir deine Beziehung schön, 

Dein Uwe

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Valentina

    Lieber Uwe, vielen Dank für Deine Inspirationen und Deine Selbstreflektionen! Du bist ein Leuchtturm für mich geworden, Du beleuchtest für mich so viel und bringst es mit Klarheit und Kraft in mein Bewusstsein, was vorher im Dunkeln war und vor sich hinwirkte. Alles, was Du schreibst, arbeitet in mir und dient mir auch zur Selbstreflektion, und Anderen … Danke ganz herzlich auch nochmal, dass Du mir nachhaltig eine neue Richtung gezeigt hast. Viele liebe Grüße Valentina

    1. Uwe Krämer

      Liebe Valentina,
      Ich danke dir für dein großartiges Feedback und deine lieben Worte. Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr ich mich mit dir über deinen neuen Weg freue. Es berührt mich sehr.
      Viele liebe Grüße zurück, Uwe

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