Wie du trotz Kritik innerlich stark bleibst
Sich selbst lieben: Warum Selbstwert und Selbstliebe die Grundlagen für echte Intimität sind – und was du tun kannst, wenn du dich innerlich ungeliebt fühlst
Wenn du dich selbst nicht lieben kannst, wird jede Beziehung zur Prüfung
Es war der dritte Streit in dieser Woche.
Leonie saß auf der Bettkante, Tränen liefen über ihr Gesicht. Ihr Partner Paul hatte „nur“ gesagt, sie solle sich nicht so anstellen – sie sei mal wieder „zu empfindlich“. Doch es war nicht die Bemerkung an sich, die sie so tief traf. Es war das Echo.
Das Echo all der Male, in denen sie sich nicht richtig gefühlt hatte.
Nicht gesehen. Nicht gehört.
Nicht gut genug.
Paul hatte nicht unrecht. Aber auch nicht recht.
Denn Leonie war nicht „zu empfindlich“. Sie war – verunsichert.
Von sich selbst. Von ihm. Von ihrer Beziehung.
Was sie nicht wusste:
Ihr größter Schmerz war nicht Paul.
Sondern die Tatsache, dass sie sich selbst nicht lieben konnte –
und ständig versuchte, sich durch seine Reaktion zu definieren.
Wenn Bindungsangst und Verlustangst uns den Blick auf uns selbst verstellen
Bindungsangst sagt: „Ich verliere mich, wenn du zu nah kommst.“
Verlustangst sagt: „Ich verliere dich, wenn ich ICH SELBST bin.“
Beide Ängste haben eins gemeinsam:
Sie gründen auf der tiefen Überzeugung, nicht liebenswert zu sein.
- Du passt dich an, weil du glaubst, du musst „richtig“ sein.
- Du ziehst dich zurück, wenn du dich verletzlich fühlst.
- Du suchst permanent nach Bestätigung – und spürst gleichzeitig, wie dich das von dir selbst entfremdet.
Sich selbst lieben fällt in solchen Dynamiken unendlich schwer.
Denn wie sollst du dich lieben, wenn du gelernt hast, dass du erst „richtig“ bist, wenn du gefällst oder dich unterordnest?
Die Umgebung als Spiegel – aber nicht als Wahrheit
Vielleicht hast du nie gelernt, dich selbst durch deine eigenen Augen zu sehen.
Vielleicht war da immer jemand, der dich infrage stellte:
- Eltern, die Leistung wichtiger fanden als dein Gefühl.
- Partner, die Kritik mit Nähe verwechselten.
- Freunde, die dein Strahlen als Bedrohung empfanden.
Wenn du diese Stimmen zu deiner eigenen machst,
dann wird jede Beziehung zu einem Test:
„Bin ich genug?“
„Bin ich liebenswert?“
„Muss ich mich ändern, damit du bleibst?“
Doch wahre Liebe – mit dir selbst und anderen – beginnt dort,
wo du aufhörst, dich zu verraten, nur um dazuzugehören.
„Sich selbst lieben“ Diese Dinge boykottieren es
Wenn du dich ständig infrage stellst, könnten folgende (meist unbewusste) Muster in dir aktiv sein:
Checkliste: Achtung, Selbstsabotage!
Verhalten | Warum es schadet |
Du entschuldigst dich für deine Gefühle | Du sendest dir selbst das Signal: „Ich bin zu viel“ |
Du vergleichst dich ständig mit anderen | Du verlierst den Bezug zu deinem eigenen Wert |
Du machst dich klein, um Konflikten auszuweichen | Du untergräbst deine eigene Wahrheit |
Du wartest auf Bestätigung von außen | Du gibst die Macht über deinen Wert an andere ab |
Du setzt Grenzen nur halbherzig oder gar nicht | Du verlierst dich im Wunsch, geliebt zu werden |
Du erklärst dich permanent | Du suggerierst, dass dir das nicht zusteht |
Du bleibst in Beziehungen, die dich emotional aushöhlen | Du stellst Loyalität über Selbstachtung |
Gegenmittel: Ehrliche Selbstreflexion, achtsame Abgrenzung und die Entscheidung, dich nicht länger zu verkaufen, um dich geliebt zu fühlen.
Fallbeispiel: Leonie – Wie „sich selbst lieben“ zu echter Intimität führt
Leonie entschied sich für eine Therapie.
Sie wollte verstehen, warum sie sich so oft selbst im Weg stand.
Warum ein einziger genervter Blick von Paul ausreichte, um sie innerlich einstürzen zu lassen.
Im Coaching lernte sie:
- Dass ihre Reaktionen aus alten Wunden stammen – nicht aus dem Jetzt.
- Dass sie Gefühle ausdrücken darf, ohne sich zu entschuldigen.
- Dass sie nicht „besser“ sein muss, um geliebt zu werden.
- Dass ihre Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die des Partners.
Langsam veränderte sich etwas.
Beim nächsten Streit sagte sie nicht mehr „Es tut mir leid, dass ich so empfindlich bin“,
sondern:
„Ich merke, dass mich dein Ton in meinen Grundfesten trifft. Ich brauche gerade dein Mitgefühl und nicht deine Kritik.“
Paul war still. Und dann sagte er zum ersten Mal:
„Danke, dass du mir das sagst. Ich wusste nicht, wie sehr ich dich damit verletze.“
Das war Intimität.
Ehrlich. Unverstellt. Ohne Angst vor Verlassenwerden.
Weil Leonie sich selbst ernst nahm.
Weil sie begonnen hatte, sich selbst zu lieben – auch mit ihren Unsicherheiten und Schwächen.
Und dadurch die Tür für echte Nähe öffnete.
Auswege: Wie du beginnst, dich selbst zu lieben
- Hinterfrage unbewusste Schutzstrategien
Wie handelst du automatisch bei Konflikten? Ist das zielführend? - Erkenne den Ursprung deiner Selbstzweifel
Meist stammen sie aus früheren Beziehungen, nicht aus der Gegenwart. - Sei für dich da, wenn du dich unsicher fühlst
Was würdest du deinem inneren Kind sagen? Sag es dir selbst. - Pass auf, wie du mit dir sprichst
Ist dein innerer Dialog mit dir liebevoll oder niederschmetternd? - Lerne, Grenzen zu setzen – auch wenn es unbequem ist
Jedes „Nein“ zu anderen kann ein „Ja“ zu dir selbst sein. - Höre auf, dich ständig zu erklären
Deine Bedürfnisse brauchen keinen Beweis, nur Ausdruck. - Achte auf Augenhöhe
Häufig ist es nicht dein Partner, der dich unterordnet, sondern du selbst. - Feiere kleine Fortschritte
„Sich selbst lieben“ ist kein Ziel, sondern eine Praxis – täglich, sanft, ehrlich.
Fazit:
„Sich selbst lieben“ ist kein Luxus.
Es ist eine Überlebensstrategie.
Es ist Heilung.
Es ist die Basis für jede Beziehung, die dich nicht aushöhlt, sondern nährt.
Denn wenn du in einer Umgebung lebst, die dich in Frage stellt,
dann ist es umso wichtiger, dass du dich selbst nicht verlässt.
Du darfst dich selbst lieben – ohne Bedingungen.
Und du darfst Menschen wählen, die dich nicht ständig auf die Probe stellen,
sondern dich in deiner Echtheit willkommen heißen.
Dein Uwe
P.S. Zu vielen Themen gebe ich ganz private Einblicke in mein Leben und mein Learning. Falls dich das interessiert, lies unter dem roten Button weiter…
Wie das Thema der Woche mich betrifft
Ich war mir kein besonders guter Freund. Genaugenommen war ich mein fiesester Feind. Ich konnte mich und meinen Körper nicht leiden, verurteilte mich für Fehler, nahm mich nicht wichtig, vermied jeden offenen Konflikt und ging ständig über meine Grenzen. Und genauso behandelte mich mein Umfeld.
Sie nahmen mich nicht ernst, nutzten mich aus, waren übergriffig und beschämten mich. Ich dachte immer: „Wieso sind die so gemein und abwertend – was stimmt mit denen nicht?“
Meine Strategie für ein gutes Leben war, „unter dem Radar zu fliegen“. Wenn mich keiner bemerkt, gibt es keinen Grund für Anfeindungen. Soziale Kontakte außerhalb meiner engsten Freunde vermied ich. Genaugenommen isolierte ich mich selbst vom Leben. Als Jugendlicher hatte ich den Gedanken: „Wenn ich jetzt aufhörte zu existieren, würde es keiner merken“.
Man könnte das als tiefe Depression bezeichnen, doch das habe ich nicht gefühlt. Denn mit mir alleine war ich in Ordnung, hatte Ideen, Unternehmungslust und positive Erfahrungen. Erst, wenn jemand dazukam, stellte ich mich in Frage. „Unter dem Radar zu fliegen“ bedeutete zwischenmenschlich, dass ich keine Ansprüche stelle, Erwartungen erfülle, mich unterordne und keine eigene Meinung hatte.
Alleine sein ist leicht – in Beziehung sein ist schwer. Kein Wunder, dass meine höchsten Werte mit Freiheit und Unabhängigkeit zu tun haben.
Mir ein guter Freund sein
Es dauerte Jahrzehnte und einen Zusammenbruch, bis ich bemerkte, dass die Außenwelt nur auf meine innere Realität reagierte. Sie behandelten mich genauso, wie ich mich selbst behandelte. Nicht mit den anderen stimmt etwas nicht, sondern mit mir. Früher hätte ich diese Erkenntnis als Niederlage empfunden, doch ich hatte mittlerweile verstanden, dass ich die anderen nicht ändern kann – mich dagegen jederzeit.
Man muss sich selbst lieben und respektieren, um von anderen ernst genommen zu werden. Als ich damit begann, veränderte sich meine Ausstrahlung, meine Haltung, meine Mimik und meine Kommunikation. Ich musste von niemandem etwas einfordern, sie spürten, dass ich mich verändert hatte. Außerdem hörte ich Stück für Stück auf, mich für eine Bestätigung zu verbiegen.
Diese Bestätigung konnte ich mir nun selbst geben.
Sich selbst lieben
Alles begann mit einem Fokus, der mehr nach innen gerichtet war als nach außen. Was brauche ich? Was tut mir gut? Was steht mir zu? Wie spreche ich mit mir? Und wie gestalte ich meinen Alltag?
Komme ich darin vor, oder sind alle anderen wichtiger? Benenne ich meine Bedürfnisse, oder halte ich sie zugunsten anderer zurück? Frage ich nach Unterstützung, bzw. spreche über meine Unsicherheiten, oder mache ich es wie üblich mit mir alleine aus?
Ich hinterfrage meine automatischen Impulse und handle bewusster. Zwischen Reiz und Reaktion haben wir einen kurzen Moment der Interpretation. Diesen Moment nutze ich, um mich immer häufiger für mich zu entscheiden.
Dieser Prozess dauert an und wird wohl niemals vollständig abgeschlossen sein. Doch ich kann noch gar nicht fassen, wie schnell und positiv sich mein Selbstbild, meine Selbstliebe und damit mein Leben mit all seinen Beziehungen verändert hat.
Reflexion
Wirst du von anderen lieblos behandelt?
Könnte das etwas mit dir zu tun haben?
Kommst du mit deinen Bedürfnissen in deinem Leben vor?
Wie gut behandelst du dich selbst?
Mach dir deine Beziehung schön,
Dein Uwe
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